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.So als hätte sie eine außerkörperliche Erfahrung,sah Rowan sich selbst durch den Spiegel treten undin einem wirbelnden Kaleidoskop leuchtenderFarben verschwinden.Als das Drehen aufhörte, fand sie sich inmitteneines Waldes wieder.Die Bäume trugen kein Laub,und der Himmel erschien im düsteren stahlgrauenLicht des Winters.Vor ihr lag ein Mann auf demBoden.Das Gesicht hatte er in eine dünne Sch-neeschicht gedrückt, die den Boden bedeckte.Seinebloßen Hände hatte er ausgestreckt, so als wäre erdirekt auf das Gesicht gefallen.Er trug Jeans,schwarze Stiefel sowie einen langen Wollmantel.Erregte sich nicht.Sie warf einen Blick zu dem Portal zurück, durchdas sie diese Welt betreten hatte, und sah sich dortselbst mit Keir stehen.Immer noch waren seineArme um ihren Körper geschlungen, und er starrteentschlossen in den Spiegel.Sie sah sich selbst, ihrKörper war von seinen Armen beschützend um-schlungen.Und in diesem Augenblick verstand sieerst, was geschehen war  es war wirklich eineaußerkörperliche Erfahrung.Sie hatte ja keine Ah-nung gehabt, dass sie zu so etwas fähig war.Sie wandte sich wieder dem Mann vor ihr auf demBoden zu und stupste ihn mit der Spitze ihres 244/519Schuhs sanft an der Hand an, um zu sehen, ob er einLebenszeichen von sich gab  doch nichts.Sie trat einen Schritt zurück, und fast hätte sielaut aufgeschrien, als sich seine Hand ganz plötzlichum ihren Fußknöchel schloss.Er war also beiBewusstsein.O Gott, und noch dazu bewegte er sichauf sie zu, benutzte ihren Fuß als Stütze, während ersich näher an sie heranzog.Der Mann machte keinerlei Geräusch, als er sein-en Oberkörper von dem eiskalten Boden hoch-wuchtete.Langsam hob sich sein schwarzes Haupt,bis sie einen Blick auf seine vollen Lippen und einsehr markantes männliches Kinn erhaschen konnte.Ein Windstoß fegte ihm das lange Haar aus demGesicht.Sie schwankte, rang nach Luft und trat einen Sch-ritt zurück, gerade als er auf die Beine kam und sein-en hochgewachsenen Körper vor ihr aufrichtete.Nun stand er vor ihr, ein wenig unsicher zwar noch,doch sein Blick war klar.Sie schluckte, betrachtetesein Gesicht und die wunderschönen Augen, die siefunkelnd anstarrten.Sie hatte noch nie zuvor so jemanden wie ihngesehen.Seine linke Gesichtshälfte war mit Tätowi-erungen von sonderbaren Symbolen überzogen, dieOrnamente rankten sich hoch bis zur Stirn, zum Au-genlid, über seine Wangen und bis zu seinem Mund. 245/519Und auch im Mundwinkel waren seltsame Zeichenzu sehen.Sie betrachtete sein Gesicht  und der Anblick ließihren Körper beben.Es war fast so, als hätte jemand eine unsichtbareLinie direkt in der Mitte des Gesichts gezogen, umseine Schönheit zur Hälfte zu zerstören, und zwarmit voller Absicht.Während die eine Hälfte ver-schont geblieben war, wurde er mit der anderenHälfte jedes Mal wieder konfrontiert, sobald er inden Spiegel blickte.Und ebenso quälte ihn die ver-schonte Seite, die im Stillen flüsterte: »So sah ichfrüher einmal aus.«Er sagte kein Wort, blickte nur weiter in ihrGesicht mit diesen unglaublich faszinierenden Au-gen.Ein Schatten bewegte sich vor den Bäumen,und ihr Blick schnellte in die Richtung.Da warenFlügel.Wenn der Mann seine Schultern bewegte,tanzten auch die Schatten hinter ihm.Rowan streckte schon die Hand danach aus, dochim letzten Moment zuckte sie wieder zurück.DieWolken über ihnen teilten sich, woraufhin ein sch-maler Streifen Mondlicht zwischen den Bäumen, dieum sie herum standen, hindurchdrang.Sein Scheinoffenbarte Rowan, was sie insgeheim gefürchtethatte; die Male im Gesicht des Engels waren diesel-ben wie die auf Keirs Körper.»Mein Gott, wer bist du?«, fragte sie. 246/519Er trat einen Schritt auf sie zu und streckte dieHand nach ihr aus.»Du siehst aus wie sie.«»Wie wer?«»Deine Mutter.«Rowan holte tief Luft und ließ zu, dass er ihr mitden Fingern über die Wange streifte.»Und w-werbist du?«Die Vision begann zu schwinden, Rowan spürte,wie ihr Körper zurück in Richtung Spiegel gezogenwurde.Er griff nach ihr, und nur knapp verfehltensich ihre Hände.Doch sie hörte seine Stimme, dieum sie herum flüsternd zu hören war.»Ich bin deine Zukunft.«Sie schüttelte den Kopf.Nein, das konnte nichtwahr sein.War dies der Engel, der sie mitnehmenwürde, wenn sie starb? Ein Schmetterling, dessenFlügel von einer erstaunlichen Mischung aus weißenund leuchtend blauen Ornamenten verziert waren,flatterte zwischen ihnen auf.Der Engel fing ihn inder hohlen Hand auf, dann öffnete er die Finger undließ sie die wunderschöne Kreatur sehen.»Du hast den Schlüssel.«»Ich verstehe nicht, was du meinst«, flüsterte sieund starrte auf die leuchtenden Flügel des Schmet-terlings.»Ich habe nichts dergleichen.Ich weißnichts von einem Schlüssel.«»Der Schlüssel zu der geheiligten Dreieinigkeit.Die Heilerin, die Nephilim und das Orakel«, sagte er 247/519zu ihr.»Zwei, geboren aus ein und demselben Mut-terleib, doch nicht von einem Manne stammend.Hüte dieses Wissen gut.«Die Vision schwand, und Rowan wurde zurück-gesogen, durch den Spiegel, wo ihre Seele sich sch-lagartig wieder mit ihrem Körper vereinte.»Willkommen zurück«, flüsterte Keir.»O mein Gott«, keuchte Rowan, als sie den blau-weißen Schmetterling auf seiner Schulter sitzen sah.»Was zum Teufel ist da gerade geschehen?«»Ich glaube, wir haben in dieser Prophezeiungsoeben einen sehr mächtigen Verbündetengefunden.«»Den Engel?«»Nein.Dich.« 9Rhys hatte keine Ahnung, wie spät es war, denn erhatte stundenlang geschlafen, nachdem ihn der Wolfund seine Göttin allein zurückgelassen hatten.Erwar durstig und hatte Schmerzen, und er waräußerst neugierig, mehr über die Welt zu erfahren,in der er sich plötzlich befand.Er hatte es geschafft, sich aufzurichten, und zumGlück hatte sein Kopf aufgehört, sich zu drehen, undauch sein Magen hatte sich beruhigt.Er hatte zwarHunger, doch in der Hütte fand sich weder etwas zuessen noch zu trinken.Himmel, er wusste ja nochnicht einmal, was man in Annwyn so zu sich nahm [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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