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.DieStaatsmacht besa ein gutes Gespr fr die Provokation, dievon Kants Teilnahme an einem Guten ausging, das er aufdie Franzsische Revolution projizierte.Auch der Erste Abschnitt im Streit der Facultten, indem Kant die Theologen philosophisch herausgeforderthat, ist bereits einige Jahre frher geschrieben worden, inengem Zusammenhang mit der Religion innerhalb derGrenzen der bloen Vernunft von 1793.Dieses Pldoyer322 fr moralische Authentizitt, d.i.der Gott in uns (VI,315), und gegen einen entfremdeten Kirchenglauben istebenfalls an der Zensur gescheitert, sodass Kant in dieserAuseinandersetzung die gnstige Gelegenheit zurVerffentlichung abwarten musste, die er erst nach demTode Knig Friedrich Wilhelms II.gekommen sah.Mit dem dritten Streitfall sieht es anders aus.Zwar geht esauch hier um eine Differenz.Der Philosoph streitet mit demMediziner.Und auch dabei hat Kant wieder die moralisch-praktische Seite seines Denkens besonders betont.ImMittelpunkt steht der Mensch als physisch-geistigesDoppelwesen.Er ist natrlicher Krper, der durchtechnische Mittel des Arztes behandelt werden kann; undzugleich eine seelisch-moralische Person, deren Gefhleund Gemtszustnde, Charakter und Wille eine wichtigeRolle spielen im Komplex von Gesundheit, Erkrankung undHeilung.Doch im Unterschied zum Konflikt mit derKirchen- und Staatsmacht, gegen die er sich zur Wehr setzt,ist die Auseinandersetzung mit der Medizin durch einGeschenk angeregt worden, das Kant gern angenommenhat.In seiner dankbaren Entgegnung hat er sich, wie inkeiner anderen Schrift, selbst zum Gegenstand gemacht.Ohne Selbstzensur lsst er sein Ich laut werden undspricht von seiner eigenen Erfahrung an sich selbst. (VI,372) Wie eine Beichte, die der Patient vor seinem Arztablegt, liest sich der Dritte Abschnitt im Streit derFacultten.Das ist nicht nur eine Verffentlichung intimerGefhle und Verhaltensweisen.Es ist zugleich dasDokument eines moralischen und geistigen Willens, dersich selbst noch vom Gngelband des Krpers und seinerphysiologischen Mechanismen zu befreien versucht hat:Von der Macht des Gemts, durch den bloen Vorsatzseiner krankhaften Gefhle Meister zu sein.Es beginnt mit einem Antwortschreiben an Herrn Hofrat323 und Professor Hufeland, in dem Kant sich fr daslehrreiche und angenehme Buch (VI, 371) bedankt, dasihm am 12.Dezember 1796 zugeschickt worden ist: DieKunst, das menschliche Leben zu verlngern.Makro-biotik.Christoph Wilhelm Hufeland (1762-1836) war auchfr Kant kein Unbekannter.13 Nach Beendigung seinesStudiums in Jena war Hufeland von 1783 bis 1793 inWeimar als Arzt ttig, wo er nicht nur in engem Kontaktmit Christoph Martin Wieland, Johann Gottfried Herder,Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe stand.Auch der Weimarer Hof hatte Interesse an der medizi-nischen Forschung und rztlichen Arbeit Hufelandsgezeigt und ihn zum Hofmedikus ernannt.Denn diesersowohl praktisch begabte als auch wissenschaftlichaufgeklrte Mediziner war nicht nur daran interessiert, wieman Krankheiten heilt.Er wollte wissen, wie Krankheitenentstehen im Zusammenspiel von einwirkenden Ursachenmit der Gegenwirkung der Lebenskrfte und -organe.Derpraktische Effekt dieses pathogenen Erkenntnis-interesses lag auf der Hand.Wenn man wei, wie Krank-heitsursachen zu Krankheiten werden, dann erhaltenvorbeugende Manahmen einen hohen Wert; und wennman erkannt hat, wie sich das organische Leben gesunderhalten lsst, dann kann sich daraus auch eine Fhigkeitentwickeln, das menschliche Leben zu verlngern.In Jena,wo Hufeland seit 1793 als Professor der Medizin ttig istund engen Kontakt zu Johann Gottlieb Fichte, AugustWilhelm und Friedrich Schlegel, auch zu Novalis hatte,schrieb er sein populres Hauptwerk, das bald zumallgemeinen Bildungsgut des Brgertums wurde undHufeland zu einem der meistgelesenen deutschen Autorender nchsten Jahrzehnte machte.Hufeland hat seine Makrobiotik nicht allein fr rzte,sondern fr ein Publikum geschrieben, das darber324 aufgeklrt werden wollte, wie der menschliche Wunschnach einem langen Leben vernnftig verwirklicht werdenkann ohne Quacksalberei, verworrenen Spiritismus undhaltlose Versprechungen.Es schien Hufeland, wie er imJuli 1796 in der Vorrede zur ersten Auflage seinerMakrobiotik schrieb, also ntzlich und ntig, die Begriffeber diesen wichtigen Gegenstand zu berichtigen und aufgewisse feste und einfache Grundstze zurckzufhren,wodurch diese Lehre Zusammenhang und systematischeOrdnung bekme, die sie bisher nicht hatte.14Christoph Wilhelm Hufeland.Stich von C.MllerDas betraf zunchst und vor allem den BegriffLebenskraft.Hufeland sah die Schwierigkeit, dieseKraft begrifflich klar und deutlich zu fassen, die er als eineGrundursache alles Lebens verstand.Wo der Philosophdas Wort Kraft braucht, da kann man sich immer darauf325 verlassen, da er in Verlegenheit ist, denn er erklrt eineSache durch ein Wort, das selbst noch ein Rtsel ist; denn wer hat noch mit dem Wort Kraft einen deutlichenBegriff verbinden knnen? Schwerkraft, Anziehungs-kraft, elektrische und magnetische Kraft, Reproduktions-kraft, Urteilskraft, Seelenkraft, Geisteskraft, Einbildungs-kraft usw.: Sie alle bedeuten im Grunde nichts weiter alsdas X in der Algebra, die unbekannte Gre, die wirsuchen.15Doch Hufeland hat nicht nur zur Klrung dieserWunderkraft X des Lebens beigetragen, indem er seineLehre systematisierte.Er hat die festen und einfachenGrundstze seines ganzen Systems in einen grerenZusammenhang gestellt, der weit ber den Rahmen derMedizin hinausging.Vor allem interessierte ihn dermoralische Aspekt seiner Kunst, das Leben zu verlngern.Wer kann vom menschlichen Leben schreiben, ohne mitder moralischen Welt in Verbindung gesetzt zu werden,der es so eigentmlich zugehrt?16 Das war einerhetorische Frage.Denn ganz im Geist der Aufklrungverband Hufeland den Wunsch, dass die Menschengesnder und lnger leben, mit dem Bestreben, dass sieauch besser und sittlicher werden.Wenigstens kann ichversichern, da man eins ohne das andere vergebenssuchen wird und da physische und moralische Gesund-heit so genau verwandt sind wie Leib und Seele.17Feste Grundstze, begriffliche Klrung der Lebens-kraft, moralische Intention: Mit dieser Trias sah sichHufeland mit dem nun bereits 72-jhrigen Philosophen inKnigsberg einig, dem er am 12.Dezember 1796 seineMakrobiotik als Beweis der Verehrung schickte mit derBitte, ber einige darin enthaltene und fr das philoso-phische Tribunal gehrige Ideen nachzudenken, wodurchich unsrer Kunst zugleich einen Vorteil zu verschaffen326 hoffe.18 Weil es das Schiff in Lbeck nicht rechtzeitigerreicht hat, kommt das Geschenk erst drei Monate spterbei Kant an.Gern will er das Buch des hoch geschtztenAutors lesen, teilt er Ende Mrz 1797 Hufeland mit, undsich dabei den Genuss der Lektre nur langsam gnnen.Denn er will seinen neugierigen Appetit immer rege haltenund sich dabei auch die khne aber zugleich seelen-erhebende Idee von der selbst den physischen Menschenbelebenden Kraft der moralischen Anlage in ihm (Br,722) vllig klar machen.Kant sieht die Gemeinsamkeitder praktischen Interessen und philosophischen Inten-tionen.Hufeland hat viel von ihm gelernt, nun will er sichdafr dankbar zeigen.Er selbst habe ja auch ber dieseIdee nachgedacht.Vielleicht werde er demnchst Hufe-land sogar Beobachtungen mitteilen, die ich hierber anmir selbst zu diesem Behuf in Absicht auf Dit gemachthabe.19Es bleibt nicht nur bei der Mglichkeit, die Kant an-deutet [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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