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.Sie streckte ihm die Hände entgegen.»Schaffst dues allein oder soll ich anpacken?«Sie sah, dass er keine Hilfe benötigte, und wich zurück, um ihm nicht den Weg zu versperren.Erwuchtete das Fass ins Freie, schleppte es durch den Vordereingang in die Schankstube und stellte esdort ab.Mit dem Finger malte er die Kreidezeichen auf dem Fass nach.»Was sind das für seltsameSymbole?«Madlen merkte, wie sie rot wurde.»Die habe ich mir ausgedacht.Das erste ist für den Tag, daszweite für die Woche, das dritte für den Monat.« Sie wies auf das erste Zeichen, einen nach obengerichteten Pfeil.»Das steht für den Montag.« Hastig zog sie die Hand zurück, weil sie unbeabsichtigtseinen Zeigefinger berührt hatte.»Der Kreis mit den beiden Punkten in der Mitte ist die zweiteWoche im Monat.Und die drei Bögen am Ende stehen für den dritten Monat, also den März.«Sie spürte seinen Blick von der Seite und fügte ein wenig trotzig hinzu: »Ich kann nicht schreibenund kenne auch keine Zahlen, deshalb mache ich es so.«»Es ist sinnvoll und für deine Zwecke völlig ausreichend.Kein Grund, sich deswegen zuschämen.«Madlen schob das Kinn vor.»Ich schäme mich nicht.« Sie drehte sich auf dem Absatz um und ließihn stehen.Es gab eine Menge Gerede über Madlens neuen Gatten, nicht nur auf der Schildergasse,sondern im ganzen umliegenden Viertel und auch auf den Märkten.Irmla, die mit ausufernderSchwatzhaftigkeit geschlagen war und diese Neigung während aller nur denkbarenBesorgungen auslebte, brachte neben ihren Einkäufen auch reichlich Klatsch mit nach Hause.Sobald sie sich vergewissert hatte, dass Johann nicht anwesend war, gab sie es unaufgefordert zumBesten.»Die Leute erzählen sich alle möglichen Schauergeschichten über ihn.Der Küfer auf derCäcilienstraße will gehört haben, dass Johann drei Händlern von der Richerzeche eigenhändig denHals durchgeschnitten hat.Die Frau des Besenbinders meint, er habe bei Nacht tote Katzenvergraben.«»Das ist noch gar nichts«, warf Veit launig ein.Er saß mit Cuntz auf der Bank und hörte alles mit an.»Auf dem Fischmarkt traf ich unlängst einen Mönch, der davon überzeugt war, dass Johann einSpion der Franzosen ist, die sich bei nächster Gelegenheit unser heiliges Köln einverleiben wollen.«Irmla überging seine Bemerkung, sie konnte an der ganzen Angelegenheit nichts Lustiges finden.»Man sagt auch, er habe gemeinsam mit dem Henker bei Vollmond Leichen auf dem Schindangerausgegraben, um Dämonen herbeizurufen, und mit deren Hilfe habe er Madlen verhext, damit sie ihnzum Manne nimmt.« Irmla hielt inne und bekreuzigte sich, bevor sie mit gesenkter Stimme fortfuhr:»Die Kinder fürchten ihn wie den sprichwörtlichen Schwarzen Mann, sie glauben, dass er sie fängtund auffrisst.«Madlen hörte sich den ganzen Schwachsinn konsterniert an.»Du hast ihnen doch hoffentlich gesagt,was für ein Unfug das alles ist!«Irmla wiegte den Kopf.»Weiß man s?«Das trug ihr eine geharnischte Strafpredigt von Madlen ein, die Irmla bockig über sich ergehenließ.Anschließend ließ sie scheinbar aus Versehen den Haferbrei anbrennen und tischte zur nächstenMahlzeit eine Kohlsuppe auf, die nach Dung schmeckte.Madlen drohte ihr daraufhin wutentbrannt an,sie davonzujagen und sich eine neue Magd zu suchen, und erst durch Veits schalkhafte Bemerkungenberuhigte sich die Lage wieder halbwegs.Johann bekam von alledem nichts mit, er hatte im Sudhauszu tun.Als am darauffolgenden Sonntag die Glocken zur Kirche riefen, konnte Madlen, die sonst wenig aufdas Geschwätz der Leute gab, ihre Anspannung kaum bezähmen.Sie hatte ihren Sonntagsstaatangelegt, ein Obergewand aus lichtblauer, feiner Wolle und darunter ein frisch gewaschenesUnterkleid.Mit dem Gebende hatte sie sich mehr Mühe gegeben als sonst, es lag hervorragend an undgab ihrem Gesicht einen gefälligen Rahmen.Auch Johann trug ein sauberes Hemd und den besserenSurcot, er sah wie ein rechtschaffener Bürger aus.Wenn er überhaupt Blicke auf sich lenkte, dannnur, weil er deutlich größer war als die meisten anderen.Veit, ausgestattet mit den Sachen vonKonrad, machte ebenfalls einen soliden Eindruck.Dennoch geschah, was Madlen bereits befürchtet hatte: Die Blicke der Leute brannten förmlich aufihnen.Auf dem Weg über den Neumarkt wurden sie von allen Seiten eindringlich gemustert, und jenäher sie der Kirche kamen, desto schärfer wurden sie ins Visier genommen.Etliche von den Leutenkamen regelmäßig ins Goldene Fass, sie hatten sie und Johann schon bei der gemeinsamen Arbeitgesehen, doch die Übrigen reckten neugierig die Köpfe und spießten sie mit Blicken förmlich auf.Mit grimmiger Entschlossenheit versuchte Madlen, das aufdringliche Starren zu ignorieren.Vor derKirchenpforte verteilte sie die üblichen Almosen an die Armen und überhörte beharrlich dasGetuschel, im Vertrauen darauf, dass die Leute wenigstens während der Messe allmählich dasInteresse verloren.Doch diese Hoffnung erfüllte sich nicht.Sogar ihr Gesinde und ihr alter Großvaterwurden begafft, als wäre ihnen über Nacht ein zweiter Kopf gewachsen, und auch Veit zog zahlreichebohrende Blicke auf sich.Doch das war noch harmlos im Vergleich zu dem, was Johann erduldenmusste  die Leute stierten ihn an, als sei er mit dem Höllenfürsten und sämtlichen Dämonen aufeinmal im Bunde.Madlen faltete die Hände zum Gebet und flehte die heilige Ursula um Geduld und Demut an, dennsie war drauf und dran, den einen oder anderen der Umstehenden anzuschreien, was in der Kirche keinen guten Eindruck gemacht hätte.Johann stand mit gesenktem Kopf neben ihr, die Gugel fiel ihmin die Stirn und verbarg sein Gesicht, und seine Schultern hatte er nach vorn gezogen, als habe er eineschwere Last zu tragen.Madlen erkannte an seiner Haltung, dass es ihm nicht einerlei war, was dieLeute über ihn dachten.Heftiges Mitleid erfasste sie.Ihre Gebete um Mäßigung halfen nicht viel, vorlauter Zorn auf die Gaffer bekam sie kaum mit, was der Priester predigte.Dann war die Messeendlich vorbei, sie konnten die Kirche verlassen [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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